Weltweit haben 821 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Das entspricht einem von neun Menschen, die aufgrund von Nahrungsmittelknappheit kein gesundes Leben führen können.
Es ist kaum vorstellbar, was Marie ertragen hat, um ihre neun Kinder vor Gewalt und Hunger zu schützen. Als bewaffnete Truppen im Jahr 2008 in ihr Heimatdorf in Duru, Demokratische Republik Kongo, eingefallen sind, begann ein Albtraum für die Familie. „Vorher lebten wir in Frieden. Doch mit Ausbruch der Gewalt wurden wir Fremde in unserer eigenen Heimat. Alles wurde zerstört, tagelang habe ich mich mit meinen Kindern versteckt. Es blieb mir keine andere Wahl, als mit ihnen zu fliehen“, berichtet Marie.
Auf der Suche nach Schutz floh die Familie nach Makpandu, ein Flüchtlingscamp im benachbarten Südsudan. Doch der Weg dorthin war schwer: Drei Tage lang lief die Familie zu Fuß, ohne Essen, ohne Wasser. „Ich habe meine jüngsten Kinder auf dem Rücken getragen und unser Gepäck auf dem Kopf“, erzählt Marie.
Hunger und Not: Die Situation im Südsudan ist schlecht
Maries Mann folgte der Familie später nach Makpandu, doch ging kurz darauf zurück in die Heimat. Zurück ließ er eine verzweifelte Mutter: „Ich war auf mich allein gestellt und musste unsere neun Kinder ohne ihn versorgen“, sagt Marie. Die Situation von geflüchteten Familien im Südsudan ist schwer, denn das Land ist geprägt von Not: Mehr als 7,5 Millionen Menschen sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen, die Hälfte von ihnen Kinder. Über 5,5 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Doch Marie tat alles, um ihre Kinder alleine zu ernähren, in die Schule zu schicken und sie zu erziehen.
Pierre, der älteste Sohn, war erst neun Jahre alt, als er die Flucht aus seinem Zuhause miterleben musste. Der heute 21-Jährige hat seine Kindheit in einem Flüchtlingscamp verbracht. Über seine Mutter spricht er voller Stolz und Dankbarkeit: „Wir haben diese Flucht überlebt, weil meine Mutter alles für uns getan hat. Sie hat uns geschützt und getragen, bis wir in Sicherheit waren.“
Neue Hoffnung: Heute kann Marie ihre Kinder eigenständig ernähren
„Ich begann, Aufgaben für World Vision zu übernehmen. Dank dieser Arbeit konnte ich Essen und Schulmaterialien für meine Kinder kaufen“, berichtet sie. Gleichzeitig begann Marie, Gemüse für ihre Familie anzubauen. Vieles davon kann sie verkaufen und ihr Einkommen so verbessern.
Für Frauen wie Marie bietet World Vision in vielen Projekten Schulungen zur Einkommensförderung sowie Spar- und Kreditgruppen an. Hier erhalten sie die Möglichkeit, selbst ein Geschäft aufzubauen, ihr Geld gemeinsam zurückzulegen und sich kleine Kredite auszuzahlen. So können sie investieren und gleichzeitig Sicherheiten bilden. Mütter wie Marie können durch die Teilnahme an den Gruppen selbstbestimmt leben und für ihre Kinder sorgen. Derzeit profitieren in der Region über 5.000 Geflüchtete von diesem Angebot. Über die Hälfte von ihnen sind Kinder, die durch die Maßnahmen Essen und Bildung erhalten können.
Orach Godfrey Otobi ist Projektmanager bei World Vision. Er berichtet: „Wir versorgen die geflüchteten Familien mit lebensnotwendigen Hilfsgütern. Darüber hinaus erhalten sie von uns aber auch Saatgut, Werkzeuge und Trainings zu nachhaltigen Anbaumethoden, landwirtschaftlicher Produktion sowie Vermarktung und Verkauf.“
Auch nach zwölf Jahren im Südsudan kann sich Marie nicht vorstellen, zurückzukehren in ihre Heimat. „Unser Zuhause ist nicht mehr da. Ich habe gehört, dass nach wie vor Gewalt herrscht und die Lage unsicher ist. Ich weiß nicht einmal, ob meine Kinder dort in die Schule gehen könnten.“
Ich konnte dafür sorgen, dass alle regelmäßig gut essen konnten.