17.03.2020

Dank Patenschaft ein besserer Mensch

Wadson aus Malawi schreibt seinem Paten einen langen Brief

Autor: UBauer

Mit Hilfe seines Paten konnte der junge Mann aus Malawi studieren und ist mit seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten fast fertig. An seinen Paten hat er einen Brief über sein Leben und über seine Gemeinde geschrieben – voller Dank und Freude über dessen Unterstützung. Lesen Sie hier seinen Brief:

Lieber Pate, ich möchte mich für die Unterstützung bedanken, die du mir und meiner Gemeinde Kamwendo zukommen hast lassen. Ich freue mich sehr, dass World Vision in Kamwendo 16 Jahre lang aktiv war und der Gemeinde geholfen hat. Mein größter Wunsch ist es, dass diese Unterstützung nachhaltig in die nächsten Generationen hineinwirkt.

Wadson aus Malawi
Wadson hat sein Studium der Physiotherapie erfolgreich beendet.
Wadson aus Malawi mit zwei Frauen
Dass er es soweit gebracht hat, macht sein ganzes Dorf stolz.

World Vision Malawi hat eine starke und positive Wirkung auf mein Leben und die gesamte Gemeinde gehabt. Ich möchte dir gerne meine persönliche Geschichte erzählen – bevor und während World Vision sich hier engagiert hat:

Ich wurde als fünftes Kind meiner Familie geboren. Ich hatte zwei ältere Schwestern und zwei ältere Brüder. Meine Eltern waren Bauern. Sie bauten Mais, Sonnenblumen und andere Feldfrüchte an – gerade genug zu essen für uns alle. Ich arbeitete mit meinem Vater und half ihm, wenn er irgendwo hingehen wollte. Ich führte ihn, denn er hatte eine Sehschwäche.

Früher Tod der Eltern

Meine Mutter starb im Jahr 2000 und zwei Monate später auch mein Vater. Damals war ich sechs Jahre alt und in der ersten Klasse. Ich zog zu meiner zweitgeborenen Schwester, die zu diesem Zeitpunkt gerade geheiratet hatte. Ein Jahr später, in der Hungerkrise, nahmen mich meine Großeltern auf und ich lebte bei ihnen. Damals kamen meine Großeltern zumindest einigermaßen zurecht, verglichen mit meiner Schwester, und ich wiederholte die erste Klasse im Jahr 2001.

Neben dem Haus meiner Großeltern lebte ich in einem „Gowelo“, einer 1-Zimmer-Hütte, gebaut aus Lehmziegeln und mit einem Dach aus Gras. Plastikplanen sollten das Regenwasser aufhalten. Manchmal fraßen sich die Ratten durch das Plastik und dann kam doch Wasser ins Haus.

Fußbälle aus Plastiktüten

Ich spielte gerne mit meinen Freunden Fußball. Wir machten unsere Fußbälle aus Plastiktüten und Autos aus Maisstängeln oder Draht. Wasser holten wir aus flachen Brunnen und bekamen davon Durchfall und andere Krankheiten. Es war schwer, Lebensmittel für das ganze Jahr anzubauen. Die Böden waren ausgelaugt und die Qualität der Ernte schlecht.

Wir hatten zwar Grundschulen vor Ort, aber bevor World Vision kam, hatten sie nicht genügend Klassenzimmer oder Schreibtische. Wir lernten oft im Freien unter einem Baum. Wenn es regnete, blieben wir zuhause.

Kamwendo damals...

Als World Vision nach Kamwendo kam, reichten für viele Familien die Mengen an Lebensmitteln, die sie ernteten, nicht aus, um das ganze Jahr über satt zu werden. Dürren, unberechenbare Regenfälle und schwere Überflutungen machten den Anbau sehr schwer.

Es gab zu wenig Gesundheitsstationen und ausgebildetes Personal. Viele Kinder konnten nicht medizinisch behandelt werden und starben früh.

Bei Projektbeginn trank rund ein Drittel der Familien Wasser aus verunreinigten Flüssen und Bächen. Durchfall war ein häufiges Problem, vor allem bei den Kindern. Um zum nächsten Brunnen mit sauberem Wasser zu gelangen, liefen die Frauen und Kinder bis zu drei Kilometer.

Viele Kinder gingen – auch deshalb - nicht zur Schule. Nur etwa jedes 5. Kind besuchte den Unterricht. Die Schulgebäude waren marode und schlecht ausgestattet. Oft versammelten sich die Klassen im Freien, bei Regen fiel der Unterricht aus.

Ich danke Gott, dass World Vision das Kamwendo Entwicklungsprojekt begann. Damals war ich neun Jahre alt. Das war der Wendepunkt zu einem besseren Leben für mich und meine Gemeinde.
Wadson, ehemaliges Patenkind aus Malawi

Wir erlebten mit, wie Bohrlöcher für sauberes Wasser gebohrt wurden, wie Bauern über neue Anbaumethoden aufgeklärt wurden und darüber, wie sie den Boden düngen können.

Heute haben wir ein funktionierendes Bewässerungssystem und mehr Klassenzimmer, Schreibtische, Hefte und Schuluniformen. Von allen Errungenschaften profitieren nicht nur die Patenkinder, sondern die gesamte Gemeinschaft.

... und Kamwendo heute

Die Lebensbedingungen der Kinder und Familien haben sich in dieser Zeit sehr verbessert. Dafür hat World Vision in den vergangenen 16 Jahren viele Maßnahmen umgesetzt:

  • Ernährung: Kleinbauern z.B. im Anbau nährstoffreicher Feldfrüchte geschult, Bewässerungssysteme installiert, Tretpumpen angeschafft, Familien mit Tieren unterstützt, Waldabschnitte wieder aufgeforstet, Spargruppen eingerichtet
  • Gesundheit und Hygiene: 30 neue Brunnen gebohrt, drei Gesundheitsstationen für Kinder unter 5 Jahren gebaut, ehrenamtliche und Gesundheitshelfer geschult, über Cholera und HIV aufgeklärt, Jugendclubs und Müttergruppen gegründet
  • Bildung: 11 neue Gebäude für sechs Schulen gebaut, 11 Kindergärten errichtet, 8 Toiletten an vier Schulen gebaut, Lehrer fortgebildet, Lesecamps eingerichtet, Unterkünfte für Lehrer gebaut, über Kinderschutzthemen aufgeklärt

Jetzt nehmen die Familien die Entwicklung ihrer Heimat selbst in die Hand. Den Grundstein dafür legten viele Paten mit ihrer regelmäßigen Unterstützung. Mehr über die Wirkung der Hilfe vor Ort hier.

2008 erhielt ich mein Abschlusszeugnis der Grundschule und war der erste und bislang einzige Schüler, der es auf die weiterführende Schule schaffte. Alle in meinem Dorf war sehr aufgeregt. Vier Jahre später schloss ich auch diese Schule ab und absolvierte danach die Aufnahmeprüfungen für die Universität – erfolgreich. An der University of Malawi wurde ich angenommen und studierte Physiotherapie.

Wadson aus Malawi
Die Abschlusszeremonie seiner Universität war...
Wadson aus Malawi
...für Wadson aus Malawi ein großer Moment

Meine Gemeinde freut sich mit mir, sie sagen, dass ich sie stolz mache und dass unser Dorf jetzt bekannt ist. Im Moment mache ich mein Praktikum der Ärztekammer am Queen Elizabeth Central Hospital, Malawis größtem Krankenhaus, damit ich meine Zulassung bekomme. Ich freue mich, dass ich sagen kann: Ende September werde ich fertig sein.

Seit kurzem steht mir ein 50-Prozent-Stipendium im Bereich „Klinische Forschung“ an der Sharda Universität in Indien zur Verfügung. Mein größter Wunsch ist es, weiter zu studieren, meinen Abschluss als Master zu machen oder vielleicht sogar mit einem Doktortitel. Dann werde ich zurückkommen und meiner Gemeinde und meinem Land etwas zurückgeben.

Wadson aus Malawi (Mitte)

Ich bin sehr dankbar für die lange währende Unterstützung, die ich von meinem Paten über World Vision bekommen habe. Dadurch wurde ich zu einem besseren Menschen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Wadson

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