Projektübergabe in Chari, Tschad
WIE HILFE ZUR SELBSTHILFE GELINGT
Im Tschad ist es nun soweit: Nach intensiver Vorbereitungszeit und vielen Schulungen gibt World Vision die Arbeit in die Hände der Menschen in Chari. Sie wissen jetzt, wie sie die Entwicklung ihrer Region zukünftig voranbringen können.
„Die Lebensumstände und Perspektiven für die Kinder in Chari haben sich deutlich verbessert“, freut sich Albrecht Hartmann, der das Projekt für World Vision Deutschland koordiniert. „Wir danken allen Paten, dass sie das mit ihrer treuen Unterstützung möglich gemacht haben!“
Die Kraft Ihrer Hilfe
86% der Bewohner haben Zugang zu sauberem Trinkwasser
(1999: ca. 2%)
68% der Kinder besuchen die Schule
(2000: 22%)
88% der Familien haben ausreichend und ausgewogene Nahrung
So war die Situation zu Beginn
Der Tschad zählt zu den ärmsten Ländern der Erde. Bevor World Vision 1999 nach Chari kam, starben 200 von 1.000 Kindern (Weltgesundheits- organisation 2013: 148 von 1.000) vor ihrem fünften Geburtstag – so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Es gab nicht genug zu essen und nur schmutziges Wasser.
Das hat viele Menschen krank gemacht (vor allem Durchfall). Medizinische Versorgung war praktisch nicht vorhanden, da es nur zwei schlecht ausgestattete Gesundheitsstationen gab. So fehlten zum Beispiel wichtige Medikamente gegen Malaria, die häufigste Todesursache in der Region, sowie Impfstoffe. Im Bildungsbereich mangelte es an qualifizierten Lehrern, Unterrichtsmaterialien und Schulgebäuden. Nicht einmal jedes fünfte Kind erreichte den Grundschulabschluss.
So sieht es heute in Chari aus
Innerhalb von 15 Jahren haben sich die Lebensbedingungen der Kinder und Familien in Chari deutlich verbessert.Dazu hat World Vision unter anderem mit Projektmaßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Wasser und Hygiene sowie Bildung beigetragen.
So sind heute 86 Proent der Kinder geimpft (1999: 33 Prozent). Immer weniger Menschen erkranken an Durchfall, zuletzt knapp vier Prozent (1999: über 30 Prozent). Das liegt nicht nur an der ausgebauten Gesundheitsversorgung (Schulungen für das Personal, bessere Ausstattung, Hygieneaufklärung). Maßgeblich ist auch, dass 86 Prozent der Bewohner nun sauberes Trinkwasser haben (1999: nur 2 Prozent).
Auch im Bildungsbereich hat sich viel getan: Fast drei Viertel der Kinder beenden die Grundschule erfolgreich (1999: unter 20 Prozent). Dazu haben Fortbildungen für Lehrer beigetragen, sodass heute 210 gut ausgebildete Lehrkräfte unterrichten (1999: 40).
Nun übernehmen die Familien in Chari selbst die weitere Entwicklung ihrer Dörfer. Den Grundstein dafür haben unsere Patinnen und Paten mit ihrer Unterstützung gelegt. Die Fotostrecke zeigt beispielhaft, wie Ihre Hilfe in Chari wirkt – sehen Sie selbst!
Die wichtigsten Projekterfolge der vergangenen Jahre
Bildung
- 30 Klassenräume gebaut oder saniert und ausgestattet (Schulbänke, Tische, Stühle)
- alle Schulen mit Lehrbüchern ausgestattet
- 210 Lehrer aus- und weitergebildet
- Zwei Wohnhäuser und sieben Büros für Lehrer gebaut und ausgestattet
- 65 Elternbeiräte über viele Jahre kontinuierlich geschult
Gesundheit
- drei Gesundheits- und Entbindungsstationen gebaut (zusammen mit Behörden) und 35 Hebammen geschult
- über 150 Freiwillige (vor allem Frauen) zu Gesundheitshelfern ausgebildet, die andere Frauen über Ernährung, Impfen, Hygiene aufklären
- 90 Prozent der Kinder schlafen unter Moskitonetzen
- die gesamte Bevölkerung über Malaria und Aids aufgeklärt
Wasser und Hygiene
- 94 Brunnen gebohrt (über 40.000 Bewohner profitieren)
- pro Brunnen eine Gruppe aus Bewohnern zur Instandhaltung gegründet und geschult
- 17 Mechaniker zur Reperatur der Brunnen ausgebildet und mit Werkzeug ausgestattet
- Familien in Hygiene geschult
- Zwölf Toilettenanlagen gebaut
Landwirtschaft
- Über 1.500 Bauern in effizienteren Methoden geschult (umweltschonender Anbau, Lagerung, artgerechte Tierhaltung) und verbessertes Saatgut verteilt
- 20 Baumschulen gegründet und tausende Bäume gepflanzt, um die Bodenqualität zu verbessern, Erosion vorzubeugen und später Einkommen zu erzielen (zum Beispiel: Verkauf von Früchten)
- 17 Lagerstätten für Getreide eingerichtet, die die Bewohner gemeinsam nutzen
- 16 landwirtschaftliche Kooperativen mit Kleinkrediten unterstützt
Bücher bringen Bildung nach Chari
Brahim ist ein Waisenkind. Früher bestand die Schule in seinem Dorf aus einem Holzgerüst mit Strohdach – eine sehr instabile Konstruktion. Bei Regen fiel der Unterricht meist aus. Entsprechend kurz waren die Schuljahre. Zudem gab es kaum ausgebildete Lehrer (ein Lehrer pro 100 Schüler). „Oft haben ehemalige Schüler unterrichtet“, berichtet Brahim. „Vor allem fehlten uns Bücher. Das einzige Buch hat unser Lehrer benutzt und daraus an die Tafel geschrieben.“ Seit World Vision vor Ort ist, hat sich die Bildungssituation sehr verbessert. Brahim wurde in das Patenschaftsprogramm aufgenommen.
Mit Unterstützung von World Vision wurde eine neue Schule gebaut und ausgestattet. Da meldete ihn sein Onkel sofort an. „Jetzt werden wir in richtigen Klassenräumen von gut ausgebildeten Lehrern unterrichtet, tragen alle Schuluniform und haben Schulbücher, die wir auch zu Hause lesen können“, freut sich Brahim. „Immer mehr Menschen in unseren Dörfern können heute lesen. Früher mussten wir viele Kilometer zu Fuß gehen, um uns einen Brief vorlesen zu lassen.“
Brahim besucht mittlerweile die Abschlussklasse und ist stolz, dass er es so weit geschafft hat: „Ohne die positiven Veränderungen hätte ich die Schule früh abgebrochen. Aber jetzt möchte ich Abitur machen und später in meiner Gemeinde als Krankenpfleger arbeiten. Ich danke World Vision für die Hilfe. Ich wäre nie soweit gekommen, wenn World Vision das nicht getan hätte.“