Einen Traum zu haben, ist nicht selbstverständlich. Als Lay Sinet aus Kambodscha ein Kind war, hatte er keinen. Er wuchs in Armut auf und wollte für sein Leben nichts, außer seine Eltern als Reisbauern zu unterstützen. Doch die Begegnung mit World Vision schenkte ihm Hoffnung und einen Traum für seine Zukunft. Heute arbeitet der 28-Jährige selbst für World Vision. Hier ist seine ergreifende Geschichte:
„In meiner Familie gab es acht Personen: neben meinen Eltern und mir meine drei Brüder und zwei Schwestern. Meine Eltern waren Bauern, die Reis auf einem kleinen Feld nahe unserem Haus anbauten. Unsere Situation war zu dieser Zeit bereits sehr schwierig.
Durch einen Brand alles verloren
Doch die Dinge wurden immer schlimmer: Durch einen Unfall brannte unser Haus nieder und wir verloren alles. Wir hatten nichts mehr zu essen. Unsere Nachbarn halfen uns und brachten uns jeden Tag etwas vorbei bis die Erntezeit gekommen war. Meine Familie wurde ärmer und ärmer. Mein ältester Bruder und meine Schwester verließen die weiterführende Schule, um die Familie zu unterstützen. Mein Bruder wurde Soldat an der vietnamesischen Grenze und meine Schwester Textilarbeiterin in einer Fabrik.
Dann begann World Vision mit seiner Arbeit in unserem Dorf und ich wurde ein Patenkind. Damals war ich neun Jahre alt - ein schüchterner Junge, der kaum mit anderen Kindern sprach. Ich fing Krabben und Fische, mähte Gras und baute mit meinen Eltern Reis an. Ich hatte nie den Wunsch, an einer weiterführenden Schule oder Universität zu lernen. Direkt nach der Grundschule wollte ich meinen Eltern beim Reisanbau helfen. Einen Traum für meine Zukunft hatte ich nicht.
Kindheitsheld Mr. Somrong
Eines Tages kam ein World Vision-Mitarbeiter, Mr. Somrong, zu uns nach Hause und besuchte meine Familie. Ich hatte Angst davor, einen Fremden zu treffen und versteckte mich. Trotzdem beobachtete ich alles genau.
Mr. Somrong fragte meine Mutter nach mir und wollte mit mir sprechen. Drei- oder viermal musste meine Mutter mich rufen, bis ich mich traute, zu ihnen zu gehen. Wir haben nur ein paar Worte gewechselt und er hat mich ermutigt, in der Schule gut mitzuarbeiten und zu lernen. Er erklärte mir, dass ich auch an der Universität studieren könnte. Danach könnte ich meinen Eltern mehr helfen als ohne Studium.
Dieser Tag veränderte mein Leben und ich hatte plötzlich einen Traum: Ich wollte World Vision-Mitarbeiter werden.
Mr. Somrong hat meine Familie regelmäßig besucht und nach mir gesehen. Mein Selbstvertrauen wuchs und ich konnte mich immer besser mit ihm unterhalten. Ich versprach ihm, fleißig zu lernen und auch die weiterführende Schule abzuschließen. Meine Eltern sagten mir zu, dass sie mich darin unterstützen würden. Mein Leben hatte sich seitdem verändert und ich lernte gerne und gut, um meinen Traum zu erfüllen.
World Vision-Einsatz vor Ort
Von diesem Tag an verbrachte ich viel Zeit bei den Aktivitäten, die World Vision anbot wie zum Beispiel den Kinderklub. Während der Projektlaufzeit hat World Vision zwei Wasserbecken in der Gemeinde renoviert, einen Zaun um die Schule gebaut und einen Spielplatz auf dem Schulgelände. Dank der Patenschaften von World Vision hatten wir jetzt auch einen Kanal, eine Dorfstraße, Möglichkeiten zum Händewaschen, Pumpbrunnen und vieles mehr.
Ich war sehr glücklich, als ich nur noch 500 Meter laufen musste, um Wasser zu holen.
Ich hielt mein Versprechen und habe einen sehr guten Abschluss an der Schule gemacht. Daraufhin bekam ich ein Stipendium, um an der Royal University of Phnom Penh – der beliebtesten Universität in Kambodscha – Mathematik zu studieren. Mein Studium verlief sehr gut und ich war ein herausragender Student in meinem Fach. Mein Lehrer hat mich deshalb ermutigt, weiter zu studieren und mich um ein Stipendium in Südkorea zu bewerben.
Neuer Schicksalsschlag
Doch als ich in der zweiten Runde der Bewerbung war, verlor ich wieder alles. Mein Vater war aus 10,5 Meter Höhe von einem Pumpturm gefallen. Wir verkauften alles was wir hatten, um die Kosten für das Krankenhaus bezahlen zu können. Ich wollte meinen Vater nicht verlieren und gleichzeitig, dass meine zwei jüngeren Brüder ihre Ausbildung fortsetzten. Deshalb hörte ich auf zu studieren und fing an, in einer Marketingagentur zu arbeiten.
Der Traum wird wahr
Mein Ziel, ein World Vision-Mitarbeiter zu werden, hatte ich jedoch nie vergessen. Ich wollte immer noch in die Fußstapfen meines Kindheitshelden, Mr. Somrong, treten. 2011 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit und ich arbeite seitdem für World Vision.