Frieden erleben viele Dorfgemeinschaften des Sahel-Staates Mali seit einigen Jahren nur im Traum. Der Klimawandel verschärft die Situation in dem ohnehin schon sehr trockenen Land. Immer wieder kommt es zwischen Bauern und Viehhirten zu Konflikten um knapper werdendes Weideland und Wasser. In Gouba Inna, einem Dorf mit mehr als 3.300 Einwohnern im Westen Malis glauben die Bewohner aber, dass sie endlich eine Lösung für eine friedliche Entwicklung ihrer Region gefunden haben.
Die Menschen hier ernähren sich in erster Linie von Landwirtschaft, Viehzucht und Kleingewerbe. Wie in vielen ländlichen Regionen Westafrikas leben außerhalb der Erntezeiten vor allem Frauen und Kinder in den Dörfern, denn die Männer gehen eigene Wege, und viele zieht es in die Städte. Nicht so Makan.
Makan ist Pionier für Aufforstung in seinem Dorf. Er beteiligt sich an einem Projekt zur Förderung ökologischer Landwirtschaft und Renaturierung, das von der Kinderhilfsorganisation World Vision ins Leben gerufen wurde. Der 44jährige ist begeistert von der einfach zu erlernenden Methode, aus heimischen Wurzeln neue Bäume zu ziehen (FMNR), und er hat die positiven Wechselwirkungen zwischen Naturschutz und Landwirtschaft erkannt. „Auf einer Versammlung der Dorfgemeinschaft wurde uns die Technik und das Konzept der ökologischen Landwirtschaft vor 5 Jahren vorgestellt", erzählt Makan. "Ich war der erste, der diese Praxis in unserem Dorf umsetzte."
„Anfangs waren viele Bauern skeptisch und da niemand gezwungen wurde, die Methode umzusetzen, waren wir zunächst nur wenige. Doch im Laufe der Zeit gab es immer mehr Kollegen, die sich überzeugen ließen.“
"Heute praktizieren in Gouba Inna alle Haushalte die natürliche Wiederaufforstung auf einem Gebiet von 100 Hektar", erläutert Makan weiter. Die Praxis habe zu erheblichen Verbesserungen der Getreideernte geführt. Das Land sei nun wieder fruchtbar, auch dank der Akazienbäume. Diese werfen genau zu dem Zeitpunkt ihre Blätter ab, wenn die Bauern mit der Aussaat beginnen. Die Blätter dienen dann als Dünger.
Die Mitglieder des Ökolandbau-Projekts haben sich nun in einer Kooperative zusammengeschlossen. Im Wechsel sind sie für den Schutz der Wälder und Felder zuständig.
„Im Januar 2018 kamen Hirten aus einem Nachbardorf auf unsere Felder und fällten unsere Bäume, die wir mit FMNR wieder hochgezogen hatten“, erzählt Makan. „Sie wollten Zäune für ein Tiergehege bauen.“ Die Hirten hätten gewusst, dass die Bäume geschützt waren, erläutert Makan, und sie wollten ihn schlagen, als er ihnen erklärte, dass diese nicht gefällt werden dürften. „Ich wendete mich daraufhin an die anderen Mitglieder der Kooperative und den Bürgermeister der Gemeinde.“ Gegen die Baumfäller wurde eine hohe Geldstrafe verhängt.
Frauen haben weniger Streit um Wasser und Nahrung
Nach dieser Erfahrung gründeten die Dorfbewohner eine Gruppe, die sich auch um Konfliktfälle kümmern und an friedlichen Lösungen arbeiten sollte. Zusätzlich wurden Spargruppen ins Leben gerufen, in denen sich sowohl die Frauen der Bauern, aber auch der Hirten heute regelmäßig treffen. „Früher hätten diese beiden Frauengruppen unmöglich in einem Raum zusammensitzen können“, betont Maimouna, Makans Ehefrau. „Besonders unter den Frauen sorgte der konstante Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln für ständigen Stress.“ Heute würden alle zusammenarbeiten und gemeinsam an den Problemlösungen arbeiten. Jetzt gebe es genug für alle und die Frauen beeinflussten ihre Männer, respektvoll miteinander umzugehen. Etwa 100 Frauen beteiligen sich an den Spargruppen. Diese fördern den Kauf von angepasstem Saatgut, ihre Mitglieder arbeiten zusammen auf den Äckern und verkaufen ihre Produkte auf den Märkten. Die Situation der Familien und der Kinder hat sich in der Region massiv verbessert.