20.09.2018

Was ist FMNR?

So funktioniert die Wiederbegrünungsmethode

Autor: Dirk Bathe

Die von Landwirten selbst verwaltete natürliche Regeneration (Farmer Managed Natural Regeneration) ist eine Methode der Wiederbegrünung verarmter und entwaldeter Böden, die ohne Baumpflanzungen auskommt. Dabei werden noch vorhandene, unterirdische Wurzeln gerodeter Bäume genutzt, um wieder auszutreiben. Die jungen Schösslinge werden dann geschützt, gezielt beschnitten und so zu kräftigen neuen Bäumen, die in lockeren Abständen auf den Feldern stehen.

Die Wurzeln halten die Feuchtigkeit in der Erde, das Laub der Bäume beschattet die Böden und sorgt zusammen mit den Früchten für das Entstehen neuer Humusschichten. Nach diesem Prinzip werden ganze Wälder wieder aufgeforstet. Zwei gewünschte Ergebnisse stehen hierbei im Vordergrund: Das Wurzelwerk schützt vor Erosion und überschüssige Äste können als Brenn- oder Bauholz genutzt werden.

Wieder ergrünte Landschaft in Äthiopien
Durch die FMNR-Methode ergrünt die Landschaft wieder.
Erodierter Boden mit tiefen Gräben in Äthiopien
Vorher sah der Boden so aus.

Auch in der Landwirtschaft zeigt FMNR überzeugende Ergebnisse. Dabei werden nach dem gleichen Prinzip Reihen von Bäumen auf den Feldern hochgezogen. Sinnvoll ist dafür eine Auswahl von Bäumen mit günstigen Eigenschaften. Einige Baumarten reichern den Boden zum Beispiel mit Stickstoff an. Nach etwa drei Jahren kann der ehemals verarmte und ausgelaugte Boden wieder landwirtschaftlich genutzt werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Ernteerträge durch dieses agroforstwirtschaftliche System mehr als verdoppeln und diese nachhaltig erzielt werden können. In vielen FMNR-Gebieten erwirtschaften die Bauern mittlerweile Überschüsse, statt auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen zu sein. So konnten die Bauern in der zuvor regelmäßig von Hungerperioden betroffenen Region Humbo in Äthiopien trotz einer Dürrephase Lebensmittel an das Welternährungsprogramm (WFP) verkaufen.

Wiederbegrünung funktioniert auch trockenen Gebieten

Grüne Wüsten mit FMNR

Ein weiterer Vorteil der Wiederbegrünung ist die Steigerung der Biodiversität. So kehren zunächst Insekten und in ihrer Folge auch Vögel und Säugetiere in die wiederbegrünten Gebiete zurück. Die FMNR-Methode gilt als effektiv und kostengünstig. So beziffern Experten die Kosten pro Hektar mit etwa 4 US-Dollar im Vergleich zu etwa 150 US-Dollar bei konventionellen Neupflanzungen.

Seit dieser Zeit reist Tony durch die ganze Welt und versucht in Workshops und auf Konferenzen, Bauern von der FMNR-Methode zu überzeugen. Doch die Widerstände sind hartnäckig. Viele Akteure im Bereich der Forstwirtschaft haben kein Interesse an einer preiswerten und schnellen Wiederaufforstungsmethode. Der Entwickler bzw. Wiederentdecker der (früher) im Prinzip in vielen Kulturen intuitiv praktizierten regenerativen Aufforstungsmethode ist der Australier Tony Rinaudo – mit inzwischen jahrzehntelanger Erfahrung.

Der Erfolg ist weniger eine Frage der Technik, sondern der Lösung sozialer und rechtlicher Probleme.
Tony Rinaudo, Entwickler der FMNR-Methode

Deshalb enthalten FMNR-Programme weitere Komponenten wie die Mobilisierung von Bauern zur Ausarbeitung gemeinschaftlicher Regeln im Umgang mit der Umwelt und die Einflussnahme auf die Politik, damit private und staatliche Initiativen aufeinander abgestimmt sind. Ganz wichtig für den Erfolg ist auch, dass Bauern das Recht bekommen, Bäume auf ihrem Land oder im Wald zu nutzen.

Beim Management der regenerativen Wiederaufforstung müssen also viele Menschen aktiv beteiligt werden. Einige afrikanische Länder oder auch Regionalregierungen haben FMNR bereits in ihre Strategien zum Waldschutz und zur Aufforstung mit einbezogen, nachdem sie in Konferenzen und durch Besuche renaturierter Gebiete von den Potentialen überzeugt wurden.

Außerdem haben lokal und international arbeitende NGOs den Ansatz übernommen oder mit World Vision Allianzen zur Verbreitung gebildet. Tony Rinaudo schätzt, dass mit entsprechender Unterstützung mindestens 100 Millionen Hektar mit FMNR wieder begrünt werden können.

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