Wasser ist ein Menschenrecht
Aber heißt das tatsächlich, alle Menschen auf der Welt haben sauberes Wasser zur Verfügung? Die Antwort lautet: Nein. Über zwei Milliarden Menschen weltweit hatten 2022 keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. In Afrika haben 74 Prozent der Menschen keinen Zugang zu sicheren Trinkwasserquellen. Noch immer sterben täglich mehr als 700-800 Kinder an Durchfallerkrankungen, die durch unsicheres Wasser, unsaubere sanitäre Anlagen und mangelnde Hygiene verursacht werden.
Alle 10 Sekunden verschafft World Vision einem Menschen Zugang zu Wasser.
137 Brunnen hat World Vision alleine im Tschad gebohrt.
1,7 Mio. Menschen weltweit haben Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.
Justin, 30 Jahre alt und Mitglied der Ranga-Gemeinde ist froh
„Der Wasserturm, der sich in der Endphase der Fertigstellung befindet, ist schon jetzt eine Erleichterung für meine Gemeinde, die so viele Probleme mit Trinkwasserstellen hat. Während der Bohrarbeiten drängen sich Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder um den Ort und bewundern die Aktivitäten, die dort stattfinden. Die Freude der ganzen Gemeinde ist auf dem Höhepunkt.“
Sauberes Trinkwasser für alle: Projektbeispiele
Tschad
Mehr als 50 % der Einwohner haben kein sauberes Wasser, was zu schlechten Hygienebedingungen und Krankheiten führt. Für Landwirte ist es schwierig, ihre Felder zu bewässern und ihr Vieh zu tränken. Die nächste Wasserstelle ist im Durchschnitt 5 km entfernt und in vielen Dörfern werden Kinder, vor allem Mädchen, zum Wasserholen geschickt.
Das haben wir bereits erreicht
- Beteiligung der Einheimischen beim Brunnenbau und in Wasser-Komitees zur Wartung
- Hygieneschulungen für 3.698 Kinder und Erwachsene
- Durch den Bau eines Wasserturms haben 16.654 Dorfbewohner Zugang zu sauberem Trinkwasser
Demokratische Republik Kongo
Im Projektgebiet, wo das BMZ-Projekt durchgeführt wird, gab es 2022 Unsicherheit, durch Unruhen und Aufstände im Umkreis. Im gesamte Projektgebiet konnte die Implementierung am Laufen gehalten werden und die Aktivitäten verliefen ohne Zwischenfälle.
Das haben wir bereits erreicht
- 33 Dörfer wurden im Rahmen des Programms für sanierte Dörfer zertifiziert
- Schulung der Mitglieder von 41 Wasserwirtschaftsausschüssen
- Bau von 2 Bohrlöchern und 41 Wasserstellen
- 107.304 Menschen konnten mit unseren WASH-Maßnahmen erreicht werden
Ghana
Die Bewohner des Distrikts hatten mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Mehr als 95 % der Gesundheitseinrichtungen verfügten über keine angemessenen WASH-Einrichtungen, weder für das Gesundheitspersonal noch für Patienten, was häufig zu Krankheiten führte. Keine der 10 Gesundheitseinrichtungen hatte Zugang zu einem Brunnen.
Das haben wir bereits erreicht
- 4 barrierefreie Brunnen für 4 Gesundheitszentren gebohrt.
- 1 solarbetriebenes Trinkwasserversorgungssystem zur Versorgung von 1 Gesundheitsstation, 1 Schule & 1 Gemeinde gebaut
- 48 Handwerker und lokale Unternehmer geschult in Reparaturen, Wartung und Bau von Wasser- und Sanitäranlagen
- Sauberes Trinkwasser für 4.898 Menschen bereitgestellt
Interview mit Wasserexpertin Kerstin Koch
Kerstin Koch arbeitet seit 2012 bei World Vision Deutschland. Von zahlreichen Projektreisen weiß sie, dass Wassermangel in vielen Ländern ein großes Problem ist.
Was ist das größte Problem, wenn Menschen kein sauberes Wasser haben?
„Der Konsum von verschmutztem Wasser führt vor allem zu Durchfallerkrankungen wie Cholera, Ruhr, Typhus oder Polio. Diese Krankheiten verlaufen nicht selten tödlich. Mangelt es dem Körper aufgrund von Durchfall lange oder immer wieder an Nährstoffen, sind Unterernährung und andere bleibende Schäden, wie zum Beispiel verzögerte Entwicklung, die Folge. Durchfallerkrankungen sind neben Malaria die Hauptursache für die Kindersterblichkeit in der Welt."
Im Tschad hat nicht einmal jeder zweite Einwohner sauberes Wasser. Was also trinken die Menschen?
„Die Menschen sind gezwungen, Wasser aus nicht sicheren Quellen zu trinken. Für das Wasserholen sind in der Regel Frauen und Kinder zuständig. Viele müssen täglich mehrere Stunden Fußmarsch zu einer Wasserquelle zurücklegen – vorausgesetzt, es ist ein See, Fluss oder Tümpel in der Nähe."
Was tut World Vision, um die Wasserversorgung in Ländern wie dem Tschad zu verbessern?
„Das ist je nach Situation unterschiedlich. Wo nötig, bauen wir beispielsweise neue Brunnen. Manchmal reicht es aber schon aus, vorhandene Brunnen oder Pumpen wieder funktionstüchtig zu machen. Damit das dann so bleibt, gründet World Vision aus den Reihen der Bewohner sogenannte Wasser-Komitees. Wir schulen die Bewohner darin, wie sie die Brunnen und Pumpen regelmäßig warten und bei Bedarf reparieren. Eine Studie der Universität North Carolina belegt, dass 79 % der Handpumpen-Brunnen, die World Vision in Ghana gebaut hat, auch nach 20 Jahren noch funktionieren."
Können wir auch in Deutschland etwas tun, um den Wassermangel in armen Ländern zu bekämpfen?
„Ja. Wir können ein generelles Bewusstsein für den Wassermangel in der Welt und den Zusammenhang mit unserem Konsumverhalten schaffen. Jeder Einzelne von uns kann direkt Einfluss nehmen, indem er seinen sogenannten virtuellen Wasserverbrauch reduziert. Für die Herstellung eines T-Shirts werden beispielsweise rund 2.700 Liter Wasser benötigt, für ein 300g-Rindersteak etwa 5.000 Liter. Da viele Produkte, die wir direkt oder indirekt konsumieren, aus wasserarmen Regionen dieser Erde stammen, tragen wir dementsprechend eine Mitschuld daran, dass die Grundwasserspiegel sinken und Brunnen in vielen armen Ländern austrocknen. Man kann sich also überlegen, weniger (Rind-)Fleisch zu essen, sollte beim Kleiderkauf auf Qualität achten und seinen eigenen Konsum auf das Nötigste beschränken."