Erfolgreiche Projektübergabe in Bor Unduur, Mongolei
2004 – 2022: World Vision-Patinnen und -Paten haben Großes bewirkt
Wie Hilfe zur Selbsthilfe gelingt
Es ist soweit: Nach intensiver Vorbereitungszeit und vielen Schulungen übergibt World Vision die Arbeit in die Hände der Menschen in Bor Unduur. Die Kinder und ihre Familien wissen jetzt, wie sie die Entwicklung ihrer Region aus eigener Kraft voranbringen können. Ihre Lebensumstände und Perspektiven haben sich deutlich verbessert – dank unserer Patinnen und Paten!
Das haben Sie mit Ihrer Hilfe ermöglicht:
99 % der Kinder besuchen eine Schule (2004: 84 %)
91 % der Kinder im Vorschulalter gehen in den Kindergarten (2004: 46 %)
86 % der Familien haben genug Nahrung zur Verfügung
91 % der schwangeren Frauen wurden vor der Geburt medizinisch untersucht
So war die Situation in Bor Unduur zu Projektbeginn
Am Anfang lebten viele Familien in bitterer Armut. Fast die Hälfte der Familien in der Projektregion hatten nicht genug zu essen. Darüber hinaus waren viele Menschen arbeitslos und hatten keine Perspektive. Wenig fließendes Wasser, kein Abwassersystem, nur Außentoiletten, Alkoholismus, fehlender Katastrophenschutz waren weitere Probleme in Bor Unduur. Viel zu viele Kinder waren unterernährt und die Gesundheitsversorgung ließ zu wünschen übrig. Zu wenig Personal, ungenügend Ausstattung der Krankenstationen waren dabei nur zwei der Herausforderungen in diesem Bereich. Auch im Bildungssektor gab es große Probleme: Oft mussten sich mehr als 50 Kinder einen Klassenraum teilen. Außerdem gab es kaum gutes Unterrichtsmaterial und wenig ausgebildete Lehrkräfte.
Vorher
Nachher
Sugarkhuu: Als er ein Kind war, half er seinen Eltern, wie andere arme Familien, am Bahnhof Lebensmittel zu verkaufen. Es war eine große Herausforderung für die Familie, die Studiengebühren für sein Studium zu bezahlen. Damals hat ihm World Vision ein zweijähriges Stipendium gewährt, und er hat sein Studium an der mongolischen Universität für Finanzen und Wirtschaft erfolgreich abgeschlossen. Seine Familie und er waren sehr dankbar. Nach seinem Universitätsabschluss arbeitete er zwei Jahre lang als Wirtschaftswissenschaftler bei der mongolischen Staatsbank. Dann erhielt er ein Stipendium der tschechischen Regierung, um in Tschechien zu studieren und 2017 den Master-Abschluss zu machen. Heute studiert er Finanz- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bonn, um seinen Doktortitel zu erwerben.
Nominsuvd war früher sehr schüchtern. Nachdem sie an den Aktivitäten des World Vision-Kinderklubs teilgenommen hat, hat sie sich völlig verändert. Sie wurde selbstbewusst und begann, sehr gut Englisch zu lernen. Heute ist sie 23 Jahre alt und studiert an der mongolischen Universität für Fremdsprachen. Sie engagiert sich gerne als Freiwillige, um Kindern Englisch beizubringen und humanitäre Arbeit für bedürftige Kinder zu leisten, und auf dem Bild erzählt sie Gleichaltrigen ihre Lebensgeschichte. Sie sagt: „Als Kind war ich sehr schüchtern. Ich hatte keine Freunde und fühlte mich die ganze Zeit einsam. Ich habe herausgefunden, dass wir uns nur durch Beteiligung entwickeln und verändern und unsere Lebenskompetenzen verbessern können. Ich liebe es, Kindern von meinem Leben zu berichten und ihnen Hoffnung auf eine bessere und erfolgreichere Zukunft zu geben. Mein Traum ist es nun, in den USA zu studieren, um eine berühmte Psychologin zu werden und Menschen zu helfen.“
Bat Ireedui: Als Kind hatte er ein körperliches Problem – eine Lähmung. Er konnte stehen, aber nicht gehen. World Vision hat ihn drei Jahre lang in die Sommercamps zur Fördeung der Gesundheit und sozialen Kompetenzen für Kinder mit Behinderungen einbezogen, und er begann, selbständig zu laufen. Jetzt ist er Mitglied des Klubs junger Journalisten. Er sagt: „Meine Eltern dachten, ich könne nie laufen, sie waren hoffnungslos, aber dank der Unterstützung von World Vision und guter Ärzte und Krankenschwestern konnte ich eines Tages laufen. Jetzt bin ich sehr glücklich, zur Schule zu gehen und mit meinen Freunden zu spielen.“
Ihr Patenkind, seine Familie und seine Region haben von Ihrer Hilfe profitiert
Die Lebensbedingungen der Kinder und Familien in Bor Unduur haben sich deutlich verbessert. Das haben Sie, liebe Patinnen und Paten, durch die Förderung unserer Maßnahmen in den Bereichen Bildung und Kinderschutz, Wasser, Gesundheit, Ernährung und Einkommen ermöglicht.
Die Kinder in Bor Unduur sind heute selbstbewusster und wissen, wie sie mit Erwachsenen kommunizieren können, um ihre Interessen und Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Sie haben Fähigkeiten, effektive Mitglieder der Gesellschaft zu werden, um Veränderungen für ihr Leben zu erreichen. Die Kinder werden zu Akteurinnen und Akteuren des Wandels in ihren Gemeinschaften, die nicht nur sich selbst entwickeln, sondern auch ihre Altersgenossen, Eltern und die Gemeinschaft positiv beeinflussen. Heute können mehr Kinder in den Kindergarten und zur Schule gehen. Die Qualität der Bildung ist gestiegen. Viele haben bessere Möglichkeiten für eine Berufsausbildung. Die Familien und vor allem auch die Kinder und Jugendlichen sind besser über Kinderschutz und Kinderrechte informiert und wissen, wo man sich im Falle eines Kinderschutz-Vorfalls hinwenden kann. Die Eltern und Betreuer wissen heute besser, wie sie sich gut um ihre Kinder kümmern und sie richtig ernähren können. Dazu gehört die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen wie Vitamin D und Eisen und gesunde Lebensmittel. Die Familien wissen mehr zu Hygiene und Gesundheits- und Schwangerschaftsvorsorge und die Frauen nehmen vorgeburtliche Untersuchungen wahr. Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist gestiegen. Viele Familien können sich heute besser versorgen, weil sie über ein besseres Einkommen verfügen. In Unternehmer-, Produzenten- und Spargruppen schließen sich viele zusammen und unterstützen sich gegenseitig bei der Verbesserung der Produktion, Vermarktung und Geschäftsentwicklung. Viele Familien bauen heute ihr eigenes Gemüse an und können sich so mit gesunden Lebensmitteln versorgen.
Die wichtigsten Maßnahmen der vergangenen Jahre
Kinderschutz und Bildung
• 99 % der Kinder sind in der Schule angemeldet, besuchen die Schule (2004: 84 %)
• 80 % der Kinder können im Alter von 11 Jahren lesen
• 91% der Kinder im Vorschulalter gehen in den Kindergarten (2004: 46 %)
• 13.600 Kinder und Jugendlichen im Grundschul- und Sekundarschulalter profitieren von Schulungen zu kinderfreundlichen Lehrmethoden
• 1.400 Lehrkräfte wurden u. a. zu verbesserten Unterrichtsmethoden und zur Förderung der Lebensfertigkeiten der Kinder geschult
• Über 3.400 Kinder haben ihre Lebensfertigkeiten (u. a. Selbstwertgefühl, Respekt, Kommunikationsfähigkeit) verbessert, u. a. durch 15 gegründete Kindergruppen an 8 Schulen
• 3.044 Kinder und Jugendliche haben an neu eingerichteter Berufsschule Ausbildungen für die Automobil- und Bergbaubranche (u. a. Mechaniker, Elektriker, Maschinenführer) absolviert
• 5 Kindergärten und 1 Schule errichtet
• 77 % der Jugendlichen wissen, wo sie sich im Falle von Gewalt gegenüber Kindern (Missbrauch, Vernachlässigung, Ausbeutung) zur Verfolgung der Fälle hinwenden können (2018: 57 %)
• 20.000 Kinder und Erwachsene haben an Kampagnen zu Kinderschutz und Kinderrechten aktiv teilgenommen
• 25.000 Kinder und Erwachsene haben an Kampagnen zur Unterstützung von Kinderklubs und -räten aktiv teilgenommen (Stärkung der Kinder, sich selbst und andere vor Gefahren und Gewalt zu schützen)
Wasser und Gesundheit
• 5.000 Gemeindemitglieder und 150 freiwillige Gesundheitsarbeiterinnen und -arbeiter haben ihr Wissen zu Kinderbetreuung und richtiger Ernährung, Vermeidung von Infektionskrankheiten, Tuberkulose, sexuell übertragbaren Krankheiten sowie Mund- und allgemeiner Hygiene verbessert
• Rückgang der Kindersterblichkeit (0-5 Jahre) von 23 pro 1.000 Lebendgeburten im Jahr 2006 auf 7 pro 1.000 Lebendgeburten im Jahr 2020
• 99 % der Schwangeren haben vorgeburtliche Untersuchungen erhalten (u. a. durch Stärkung und Schulung des lokalen Gesundheitspersonals zu regelmäßigen Schwangerschaftskontrollen)
• 352 unterernährte Kinder durch Ernährungsprogramm rehabilitiert, Verbesserung der Vitamin D- und Eisenversorgung von Kindern und Schwangeren
• Neues Krankenhaus u. a. ausgestattet mit medizinischen Geräten, Betten, Matratzen, um eine patientenfreundliche Umgebung zu schaffen
Ernährung und Einkommen
• 86 % der besonders bedürftigen Familien verfügen über genug Nahrung
• 87 % der Familien konnten ohne fremde Hilfe ihre Kinder während der letzten 12 Monate mit nahrhaften Lebensmitteln versorgen
• Über 4.600 besonders bedürftige Kinder und ihre Familien direkt unterstützt, u. a. mit Bargeld, Nahrung, Unterkunft, Kleidung, Schulmaterial, Ausstattung und Material zur Einkommensschaffung
• 250 Familien mit Mikrofinanzprodukten unterstützt, sie erwirtschaften nun ihr eigenes Einkommen
• 173 Kleinunternehmer- und Produzenten-Gruppen gegründet (teilweise geschult, Verbesserung von Produktivität, Vermarktung, Einkommen), 1.250 Personen an mehrmaliger Konferenz (8-mal stattgefunden) zu neuen Geschäftsideen, Geschäftsausbau und Einkommensgenerierung teilgenommen
• 2.560 Personen an Spargruppen teilgenommen, 2.550 Personen an Finanzschulungen teilgenommen
• 300 arbeitslose Personen an Berufsschulungen teilgenommen, davon 152 Personen danach in Vollzeit-Anstellung
• 10.000 Gemeindemitglieder (darunter Kinder) in Katastrophenschutz-Schulungen und -Kampagne involviert
• 2.450 Gemeindemitglieder profitieren von Hausgärten (unterstützt mit Saatgut und Werkzeug, Verdreifachung von Hausgärten und dem Konsum von organischem und gesunden Nahrungsmitteln seit Projektbeginn)
Beispiel Bildung:
So wirkt sich Ihre Hilfe aus
Aktivität:
In Kindergärten, Schulen und Kindergruppen werden neben der allgemeinen Bildung die Lebensfertigkeiten der Kinder gefördert. Die Gemeindemitglieder, Eltern und Kinder werden zu Kinderschutz, Kinderrechten und -teilhabe informiert.
Leistung:
Kinder verfügen über bessere Lebensfertigkeiten wie Selbstwertgefühl, Respekt und Kommunikationsfähigkeit und kennen ihre Rechte. Sie wachsen in einer kinderfreundlicheren Umgebung auf.
Direkte Wirkung:
Die Kinder sind selbstbewusster, können sich auch gegenüber Erwachsenen besser behaupten und schauen positiver in die Zukunft.
Indirekte Wirkung:
Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben mehr Mut und Selbstvertrauen, ihre eigene Zukunft zu gestalten, sich an der Entwicklung der Gemeinschaft zu beteiligen, Einkommen zu erzielen und später für ihre eigenen Familien zu sorgen.
Vom Patenkind zur Lehrerin
Sender lebt mit einer Schwester, zwei jüngeren Brüdern und ihrer Mutter zusammen. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie noch ein Kind war. Sie war eines der ersten Patenkinder in Bor Unduur, als World Vision die Arbeit aufnahm. Anfangs war sie schüchtern und still, und es war schwierig, mit ihr zu kommunizieren, da sich die fehlende Liebe und Fürsorge ihrer Eltern negativ auf ihre Persönlichkeit auswirkte.
Als sie in die weiterführende Schule kam, schloss sie sich einem Kinderklub an und wurde eine der aktiven Leiterinnen der Kinderbeteiligungsgremien der Schule. Seit der Oberschule leitete sie den Klub „Junge Journalisten“ und begann, ihre Mitschülerinnen und -schüler positiv zu beeinflussen. Sender begann, sehr gut Englisch und Biologie zu lernen, und sie nahm erfolgreich an der provinzweiten Olympiade teil und gewann den ersten Platz. Diese Veränderungen im Leben des Mädchens haben ihr Zuversicht und Hoffnung für ihr Familienleben gegeben. Als ihre Mutter sich mehr und mehr um ihre Kinder kümmerte, fing sie an, sie mehr zu lieben und sich um sie zu kümmern. In der Folge wurde Sender für ihre Leistungen beim Erlernen der englischen Sprache und für ihre Reden zum Schutz der Kinderrechte, insbesondere für die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen, ausgezeichnet. In der neunten Klasse wurde sie zu einer der besten Schülerinnen der Provinz, und nach Abschluss der Schule erhielt sie ein Stipendium für ein Studium an der University of Whiteworth, Washington DC, USA.
Heute arbeitet sie als Englischlehrerin an der Schule in Bor Unduur. Sender sagt: „Mein Leben war sehr schwierig, als ich ein Kind war. Deshalb habe ich viele Stunden in der Schule verbracht, was mich glücklich gemacht hat. Ich habe viel gelernt, als ich Mitglied im Kinderklub war. World Vision organisierte eine Reihe von entwicklungsfördernden Aktivitäten für die Kinder, und es machte mir wirklich Spaß, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen. Anfangs war ich schüchtern, ich wollte nicht einmal mit meinen Freunden reden. Schließlich begann ich, anderen Kindern zu helfen, sich auf das Leben vorzubereiten und ihre Lebenskompetenzen zu verbessern. Jetzt unterrichte ich meine Schülerinnen und Schüler in Englisch und erzähle ihnen gerne von meinen Erfahrungen, um sie zu ermutigen, aktive Mitglieder in den Child Participatory Clubs zu werden. Danke, World Vision, dass du mir Hoffnung gegeben hast, als ich hoffnungslos war.“