Kenia und Senegal

Joining Forces for Africa (JOFA) - Kinder vor Gewalt im Zuge der Covid-19 Pandemie schützen

Finanziert von der Europäischen Union

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben entschieden, ihr Know-How, ihre Ressourcen und Schicksale zu verbinden. Gemeinsam haben sie eine Zone der Stabilität, Demokratie und der nachhaltigen Entwicklung geschaffen, und gleichzeitig ihre kulturelle Diversität, Toleranz und individuelle Freiheiten bewahrt. Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Errungenschaften und Werte mit Ländern und Menschen jenseits ihrer Grenzen zu teilen.

Joining Forces for All Children

Das Projekt wird von der Joining Forces Alliance durchgeführt, eine Bündnis der sechs größten kinderbezogenen Organisationen – ChildFund Alliance, Plan International, Save the Children International, SOS Children’s Villages International, Terre des Hommes International Federation und World Vision International. Das Projekt wird in 5 Ländern durchgeführt – Äthiopien, Kenia, Mali, Senegal und Uganda.

Projektzeitraum:

August 2020 - August 2024

Land:

Kenia und Senegal

Finanzvolumen:

1.995.971,67 € (davon 1.919.226,43 Euro Europäische Union und 76.745,24 Euro von World Vision Deutschland)

Projektbeschreibung:

Das gesamte Projek wird von Plan International Deutschland e.V. koordiniert. World Vision leitet die Projekte in Kenia und Senegal. In Kenia wird das Projekt in Zusammenarbeit mit Save the Children International Kenya, Terre des Hommes Netherlands- Kenya und Terre des Hommes Foundation- Kenya umgesetzt. In Senegal wird das Projekt in Zusammenarbeit mit SOS-Children’s Villages Senegal und Terre des Hommes Suisse umgesetzt. Gesamt Finanzvolumen: 10.771.486,00 Euro (davon 10.000.000,00 Euro von der EU, 771.486,00 Euro aus Eigenmitteln der implementierenden Partner)

Kenia: In Kenia sind Themen wie sexuelle Gewalt und Missbrauch nach wie vor erhebliche Probleme, mit denen alle Kinder konfrontiert sind: Drei von 10 Frauen und zwei von 10 Männern im Alter von 18 bis 24 Jahren erleben mindestens einen Vorfall von sexueller Gewalt vor dem 18 Lebensjahr. Entsprechende Zahlen für physische Gewalt liegen bei zwei Drittel der Frauen und drei Viertel der Männer (Republic of Kenya, Violence Against Children in Kenya: Findings from a 2010 National Survey, 2010). Darüber hinaus wurde bei 21 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahre weibliche Genitalverstümmelung praktiziert, mit Prävalenzraten von bis zu 96 Prozent bei Mädchen und Frauen somalischer Herkunft (United Nations Children’s Fund, A Profile of Female Genital Mutilation in Kenya, UNICEF, New York, 2020). In informellen Siedlungen in der Hauptstadt Nairobi (Zielgebiet von Terre Des Hommes und Save the Children) wird geschätzt, dass 1 von 3 Mädchen und 1 von 7 Jungen sexuellen Missbrauch erlebt haben, 3 von 10 Kindern einen Haushalt führen und 20 bis 30 Prozent Sex im Tausch gegen lebensnotwendige Güter praktizieren und/oder Opfer von Menschenhandel sind (TDH-Monitoring-Daten21). In Turkana (Zielgebeit von World Vision), wo die höchste Armutsrate aller Landesbezirke in Kenia herrschen, sind Kinder besonders dem Risiko der Familientrennung, des Überlebensgeschlechtsverkehr, der sexuellen Gewalt und Ausbeutung, der häuslichen Gewalt, der Obdachlosigkeit und der Frühverheiratung ausgesetzt (Oxfam , Protection Assessment Report: Kenya Emergency Drought Response 2017). Kinder, die in den Bezirken Bungoma und Busia (Zielgebiet von Terre Des Hommes und Save the Children) leben haben ein erhöhtes Risiko der Ausbeutung in Verbindung mit grenzüberschreitendem Personenverkehr zwischen Uganda und Kenia. Kulturelle Praktiken innerhalb der Gemeinschaft fördern zudem Kinderheirat und Teenagerschwangerschaften, was durch eine der höchsten Raten von Teenagern Schwangerschaften im Jahr 2019 mit 13.920 gemeldeten Schwangerschaften reflektiert wird (Council on Population and Development survey 2019).

Senegal: Im Senegal ist eines der herausforderndsten Themen in Bezug Kinderschutz das der Straßenkinder und die damit verbundenen Probleme der kommerziellen Ausbeutung, des sexuellen Missbrauchs und der physischen Gewalt. Tausende von Kindern leben aus verschiedenen Gründen auf der Straße. Ein besonderer Fall ist der von Talibé-Kindern – Kinder, die von ihren Eltern einem Meister des Korans anvertraut werden, für den sie häufig gezwungen sind verschiedenste Dienste u.a. zu betteln. Obwohl die genaue Zahl der Talibé-Kinder nicht bekannt ist, reichen Schätzungen von mehr als 100.000 Talibé-Kindern im ganzen Senegal bis auf über 189.000 allein in der Hauptstadt-Region Dakar. In Daaras lebende Talibés sind überfüllten, unhygienischen Bedingungen ausgesetzt, erhalten unzureichende Nahrung sowie medizinische Versorgung und sind der Gefahr von erzwungenem Betteln, sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt und andere Formen der Ausbeutung ausgesetzt (United States Department of Labor, Child Labor and Forced Labor Reports – Senegal, 2018 ). Häusliche Gewalt, auch die körperliche Bestrafung ist ein weiteres ernstes Thema. Durchschnittlich 74 Prozent der Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren haben im vergangenen Monat eine Form von Gewaltdisziplin erfahren (Global Initiative to End All Corporal Punishment of Children, Corporal Punishment of Children in Senegal, January 2020). Fortbestehende schädliche Geschlechternormen tragen dazu bei, dass über einer ein Drittel aller Mädchen bis zum Alter von 18 Jahren verheiratet ist, wobei die Prävalenzrate in ländlichen Gebieten viel höher ist. In den Projektzielgebiet Kolda waren 68% unter 18 Jahren und 14,5% unter 15 Jahren verheiratet (Male, C. & Wodon, Q.T. (2016). Basic profile of child marriage in Senegal. Health, nutrition, and population (HNP) knowledge brief – child marriage series. Washington, D.C.: World Bank Group.) In der Projektregion Kolda haben bis zu 85% der Frauen Genitalverstümmelung erlebt.

Ziele und Inhalte des Projekts:

Kinder sind die versteckten Opfer der durch COVID-19 verursachten Gesundheitskrise, deren Wohlbefinden und Schutz einem erhöhten Risiko von Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind. Die Organisationen von Joining Forces werden zusammenarbeiten, mit dem Ziel, dass Kinder und Jugendliche weniger Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung und Vernachlässigung ausgesetzt sind. Das Projekt wird die lokalen und nationalen Kinderschutzsysteme stärken und gleichzeitig mit Familien, Gemeinden und Institutionen zusammenarbeiten, um das Bewusstsein und die Kapazitäten zum Schutz von Kindern zu stärken. Die Beteiligung von Kindern ist Kern des Projekts – es werden von Kindern geführte Initiativen und Kampagnen gefördert werden. Joining Forces legt großen Wert auf das Lernen und den Austausch bewährter Verfahren und zielt darauf ab diese zu dokumentieren, um die Programmarbeit zu verbessern und mit seinem breiteren Netzwerk und seinen Partnern zu teilen. Die Umsetzungsmethode des Projekts basiert auf ein Kinderschutz-System stärkenden Ansatz, der anerkennt, dass eine Kombination von Menschen, Prozessen, Gesetzen und Institutionen, Kapazitäten und Verhaltensweisen beim Schutz von Kindern eine wichtige Rolle spielen. Auf individueller Ebene zielt das Projekt darauf ab, Mädchen und Jungen als Rechtsinhaber zu befähigen, indem ihr Zugang zu altersgerechten Informationen verbessert wird, ihre Lebenskompetenzen gestärkt werden, ihre Fähigkeit, Gewalt zu melden und Hilfe zu suchen sowie ihre aktive Beteiligung in Entscheidungsfindungsprozessen einbezogen wird. Auf der Familien- und Gemeindeebene werden Elternfähigkeiten, der wichtigste Ansatz des Projektes zur Stärkung der Familie, gestärkt. Mit Eltern und Betreuern gefährdeter Kinder werden ihre Rollen beim Schutz von Kindern erläutert. Maßnahmen zur Förderung pädagogischer Elternkompetenzen werden so durchgeführt, dass sie dem lokalen Kontext angemessen und zugänglich sind. Das Projekt verwendet auch einen gemeindebasierten Ansatz, um sicherzustellen, dass Gemeinden und Gemeindeführer verstehen und dabei unterstützt werden, ihrer Verantwortung nachzukommen, um Kinder zu schützen. Lokale Akteure, wie Kinderschutzkomitees, lokale Behörden, Glaubensgemeinschaften sowie Führungspersönlichkeiten werden eine Schlüsselrolle in dem Projekt spielen, indem sie das Bewusstsein für Verletzungen des Kinderschutzes schärfen, Kinder die eine spezialisierte Betreuung benötigen identifizieren, und lokale Anwaltschaft betreiben. Das Projekt wird auch stark andere Akteure einbinden, wie z.B. Bildungsakteure und Gesundheitspersonal, um eine sektorübergreifende Ansatz zu gewährleisten. Bei diesen Maßnahmen wird u.a. der World Vision Ansatz Channels of Hope zum Einsatz kommen. Auf politischer und institutioneller Ebene wird sich das Projekt mit den wichtigsten Pflichtenträgern befassen, bspw. Regierungen, durch fachliche Unterstützung und Kapazitätenaufbau, Anwaltschaftsarbeit und Weiterentwicklung der Kinderschutzpolitik.

An wen richtet sich die Hilfe?

Die Zielgruppen der Kinder und die Projekt-Standorte wurden auf der Grundlage der hohen bereits bestehenden Bedürfnisse und ihrer Anfälligkeit für mehrere Formen von Gewalt ausgewählt. Vor allem Mädchen sind mit vielfältigen Formen von Gewalt ausgesetzt, wodurch häufig „schädliche Bewältigungsmechanismen" wie die frühe Heirat eintreten können. Zu der Kinder-Zielgruppe des Projektes gehören Kinder die in Flüchtlings- und Aufnahmegemeinschaften leben, auf der Flucht vor Konflikten und Notlagen sind, in städtischen informellen Siedlungen leben, auf der Straße leben oder auf der Durchreise sind sowie Kinder die in Grenzgebieten leben. Die Folgen von Covid-19 tragen zum Verlust der Lebengrundlagen der Betroffenen und ihren Familien bei, was sich unmittelbar mit einer Zunahme der körperlichen und sexuellen Gewalt und Ausbeutung gegen Kinder auswirkt. Insgesamt werden etwa 718,258 Kinder direkt an dem Projektaktivitäten beteiligt sein. Darunter werden ungefähr 69.000 Kinder von der direkten Unterstützung ihres Wissens, ihrer Fähigkeiten und die Fähigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um sich selbst zu schützen profitieren. Weitere 24.000 Kinder erhalten individualisierte Unterstützung beim Kinderschutz, was zu einer Verbesserung ihres psychosozialen Wohlbefindens beitragen wird. Das Projekt wird ca. 23.000 Eltern und Betreuer beim Aufbau von Kapazitäten unterstützen, um zu einer erhöhten Fähigkeit zur Stressbewältigung sowie zur Schaffung eines schützenden Umfeldes und verbesserten Eltern-Kind-Beziehungen beizutragen.

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