Geflüchtetenhilfe in Äthiopien
Gemeinschaftsprojekt zur Verringerung des Leidens der südsudanesischen Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften in der Region Gambella durch multisektorale Unterstützung
Finanziert von:
Die Europäische Union mit ihren Mitgliedsstaaten ist ein führender Geber der Humanitären Hilfe weltweit. Die EU hilft jedes Jahr über 120 Millionen Opfern von Konflikten und Katastrophen. Mit einem Hauptsitz in Brüssel und einem globalen Netzwerk aus Feldbüros, leistet die Union den vulnerabelsten Menschen Beistand. Dabei orientiert sie sich einzig an den humanitären Bedürfnissen, ohne jede Diskriminierung unabhängig von Rasse, ethnischer Gruppe, Religion, Geschlecht, Alter, Nationalität oder politischer Zugehörigkeit.
In dieser Aktion haben sich zahlreiche deutsche Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, um im Katastrophenfall koordiniert und effektiv helfen zu können. Schirmherr ist Bundespräsident a. D. Horst Köhler
Projektzeitraum:
April 19 - Dezember 2020
Land:
Äthiopien
Finanzvolumen:
1.775.420,22 € davon gefördert 1.600.000 Euro durch ECHO, 66.680 Euro durch Aktion Deutschland Hilft und 88.740,23 Euro durch die Eigenanteil der Projektpartner.
Projektbeschreibung:
Trotz der im eigenen Land herrschenden großen Armut, hat Äthiopien knapp 1 Mio. Flüchtlinge aus den angrenzenden Nachbarstaaten aufgenommen. Die größte Anzahl derer sind Südsudanesen, auf der Flucht vor einem anhaltenden gewaltsamen Bürgerkrieg. Die Menschen finden Zuflucht in den Flüchtlingslagern in der, an die südsudanesiche Grenze anschließenden, westäthiopischen Region Gambella, die zunehmend mit der Versorgung der hohen Flüchtlingszahlen überfordert ist. Hinzukommt, dass die Aufnahmegesellschaft selbst unter schwierigen Bedingungen lebt. Die Situation der Geflüchteten, die in den dort befindlichen Flüchtlingslagern, Nguenyyiel Camp und Jewi Camp wie auch dem Pamdong Registration Center, welche durch dieses Projekt unterstützt werden, leben, ist aufgrund kritischer Ressourcenknappheit alarmierend. Die Geflüchteten sind betroffen von Wasserknappheit, schlechter hygienischer Versorgung, Unterernährung, niedrigen Einschulungsraten, Vorfällen von sexueller und geschlechterspezifischer Gewalt und Mangel an grundlegenden Dienstleistungen. Das in den Lagern zur Verfügung stehende Wasser liegt mit 17 l und 13,6 l pro Tag pro Person in beiden Lagern unterhalb der vom UNHCR festgelegten Standards von 20 l pro Tag. Zusätzlich fehlt es an Toiletten und Handwaschmöglichkeiten. Hinzu kommt ein Mangel an Bildungsressourcen, der zu niedrigen Einschulungsratenraten in den Gambella-Lagern (57%), verglichen mit anderen in ganz Äthopien (72%) führt (Nov 2018 World Vision, Rapid Education Needs Assessment in Jewi and Nguenyyiel Camp). Durch die rauen Bedingungen in den Camps wird das Schutzbedürfnis von Personen mit besonderen Bedürfnissen verstärkt deutlich, diese muss zweifellos von allen Anbietern von humanitären Leistungen berücksichtigt und adressiert werden. Die Verbesserung der Lebenssituation sowohl der Geflüchteten als auch der lokalen Aufnahmegemeinschaft erfordert einen umfassenden multisektoralen Förderungsansatz, der durch dieses von ECHO geförderte Gemeinschaftsprojekt, gewährleistet wird.
Ziele und Inhalte des Projekts:
Ziel des Projekts ist die Leistung eines Beitrag zur Linderung des Leidens sowohl der Geflüchteten in den Lagern als auch der Aufnahmegesellschaft durch die Verbesserung des Zugangs zu einer menschenwürdigen Versorgung mit sauberem Wasser, sanitären Anlagen, Bildungsdiensten, Schutz- und Eingliederungsmaßnahmen für Personen mit Beeinträchtigungen. Um dies zu erreichen geben die Projektpartner gemeinschaftlich multisektorale Unterstützung in den Bereichen WASH, Bildung und dem Schutz von Personen mit besonderen Bedürfnissen an. Dabei übernimmt World Vision die leitende Rolle im Bereich Bildung. Konkret implementieren die Partner in den drei Sektoren folgende Maßnahmen:
WASH:
- Verbesserung sowie Betrieb und Instandhaltung des permanenten lokalen Wasserversorgungssystems, welches sowohl die Lager als auch die lokale Bevölkerung versorgt, durch Austausch von defekten Generatoren und Wasserhähnen sowie die Organisation der Truckwasserlieferung in das Pamdong Center
- Ausbildung von lokalem Personal zur Aufrechterhaltung des Wasserversorgungssystems und Stärkung von Wassermanagement-Komitees, um die Wasserversorgung auch nach Projektende sicherzustellen
- Bau und Instandhaltung von sanitären Einrichtungen in den Lagern
BILDUNG:
- Förderung der Sekundarschule und eines „Accelerated Learning Programm Centers“ (nicht formale Bildungseinrichtung) im Jewi Camp durch Bereitstellung von Lern- und Lehrmaterialien sowie Einstellung von Lehrern
- Ausstattung von zwei lokalen Grundschulen mit Möbeln
- Pädagogische Weiterbildung von Lehren und anderem Bildungspersonal zu den Themen Kinderschutz sowie inklusive und konfliktsensible Bildung
SCHUTZ von Personen mit Beeinträchtigungen:
- Bereitstellung sowie Vermittlung spezifischer Hilfen für die Personen mit besonderen Bedürfnissen (z.B. Physiotherapie, psychosoziale Betreuung, Hilfsmittel, Mobilitätshilfen)
- Training für Betreuungspersonen zu den Themen häusliche Pflege, Bedürfnisse der Schutzbedürftigen, therapeutische Grundübungen sowie den Gebrauch und die Wartung von Hilfsmitteln
- Bildung und Stärkung von selbst Hilfegruppen
- Sensibilisierung der Gemeinschaft und der humanitären Akteure über die Rechte, Bedürfnisse und Schutzrisiken von Personen mit Beeinträchtigungen
An wen richtet sich die Hilfe?
Durch die im Rahmen des Projekts durchgeführten Maßnahmen profitiere direkt 79.047 Personen, dies beinhaltet die Geflüchteten wie auch die direkten Profiteure in den Aufnahmegemeinschaften. Die Förderung der Bildungseinrichtungen unterstützt direkt 480 Schüler in dem ALP Center, 1671 Schüler in der Sekundarschule und 500 Grundschüler in der Aufnahmegemeinschaft. 2400 Personen erhalten Förderung beim Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Durch den Aufbau und die Instandhaltung von Sanitäranlagen werden 624 Haushalte in den Lager erreicht. Von der Verbesserung der Wasserversorgung profitieren direkt 74.596 Personen im Nguennyiel Camp und 2000 im Pamdong Registration Center. Insgesamt versorgt das verbesserte Wasserversorgungsystem 260.000 Personen in der Region.