Honduras ist der größte Kaffeeerzeuger Mittelamerikas und gehört damit zu den zehn größten Kaffeeexporteuren der Welt. Kaffeeanbau ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in dem Land, das zu den ärmsten Zentralamerikas gehört. Rund ein Drittel der honduranischen Bevölkerung ist im Kaffeesektor tätig. Für schätzungsweise 110.000 Familien ist die Arbeit auf den Kaffeeplantagen ihre Lebensgrundlage.
Zugleich müssen in Honduras sehr viele Kinder arbeiten. Zwischen 2012 und 2018 schwankte die Rate zwischen 13 und 16 Prozent der Bevölkerung. Das sind etwa 411.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren. Viele von ihnen arbeiten auf den Kaffeeplantagen.
Ist Kaffee ohne Kinderarbeit vor diesem Hintergrund möglich? Ja, das zeigt ein erfolgreiches Präventionsprojekt in Honduras, genauer im Department Ocotepeque, das sich im Westen des Landes befindet. Um jedoch erfolgreiche Präventionsarbeit leisten zu können, ist es wichtig zu verstehen, weshalb es überhaupt Kinderarbeit im Kaffeesektor gibt.
Warum gibt es Kinderarbeit im Kaffeesektor in Honduras überhaupt?
Für Kinderarbeit im Kaffeesektor gibt es mehrere Gründe, die teils miteinander in Verbindung stehen. Zum einen mangelt es an qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten. Außerdem ist Kinderarbeit für viele Familien notwendig, um überleben zu können. Darüber hinaus wird Kinderarbeit gesellschaftlich akzeptiert.
Zuletzt hat sich die Situation für die Kinder in Honduras weiter zugespitzt, bedingt durch soziale Unruhen, die Folge einer steigenden Armut im Land sind. Das bringt das ohnehin schon instabile Land weiter ins Wanken. Man schätzt, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung in Honduras knapp unter oder über der Armutsgrenze lebt. Das führt dazu, dass es für die Menschen immer schwerer wird, den Teufelskreis aus Armut und Kinderarbeit zu verlassen. Deshalb ist das Ziel des Projekts „Prävention von Kinderarbeit im Kaffeesektor“, eben diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Erfolgreiche Prävention von Kinderarbeit im Kaffeesektor
Das Projekt „Prävention von Kinderarbeit im Kaffeesektor“ wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und World Vision in zwei Distrikten im Department Ocotepeque umgesetzt. Auch dort ist die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung der Anbau und die Herstellung von Kaffee, der dann exportiert wird.
Ziel des Projekts ist, gefährdete Kinder vor Kinderarbeit zu schützen und diese insgesamt zu beenden. Um das erreichen zu können, ist es wichtig, sowohl Kinder, Jugendliche, Eltern als auch Lehrkräfte und Gemeindemitglieder mit ins Boot zu holen. Es gilt, sie über die negativen Auswirkungen von Kinderarbeit auf die physische und psychische Gesundheit der Kinder zu sensibilisieren und sie zum Thema Kinderrechte und -schutz zu schulen. Zugleich ist es Anliegen des Projekts, Lösungsansätze aufzuzeigen und praktische Hilfestellung zu leisten. Eine maßgebliche Säule dieser Arbeit ist die Einrichtung von Kinderbetreuungs- und Entwicklungszentren.
Gründung von Kinderbetreuungs- und Entwicklungszentren für Kinder von Kaffeebäuerinnen und -bauern
In den Betreuungseinrichtungen für Mädchen und Jungen zwischen 5 und 11 Jahren können sich Eltern gewiss sein, dass ihre Kinder bis 18:00 Uhr bei den betreuenden Lehrkräften in guten Händen sind. Diese werden von der Gemeinde bezahlt. Die jüngeren Kinder können dort gemeinsam spielen und malen. Die Älteren werden regulär unterrichtet. Alle Kinder erhalten drei Mal am Tag gesunde und nährreiche Mahlzeiten.
Für Familien, die saisonal bei der Kaffeeernte mitarbeiten und in die Kaffeegebiete migrieren, ist es üblich, dass die gesamte Familie dabei ist - auch die Kleinsten, selbst wenn diese nicht arbeiten. Kinder werden nicht anderweitig betreut. So sind sie Gefahren ausgesetzt, sei es, weil sie allein spielen und sich selbst beschäftigen oder aber auch in Kontakt mit fremden Menschen kommen und es auch zu Missbrauch kommen kann. Daher ist es wichtig, sie von den Vorteilen zu überzeugen, ihre Kinder in diesen Zentren betreuen zu lassen, während sie arbeiten. Also ist das Projekt wichtig auch und gerade für den Kinderschutz.
Angegliedert an die Betreuungszentren gibt es Räumlichkeiten, in denen Schulungen für Eltern stattfinden, etwa zu den Themen Ernährung, Gesundheit im Allgemeinen und Kinderrechten.
Gründung von örtlichen Komitees gegen Kinderarbeit
Neben den Kinderbetreuungs- und Entwicklungszentren ist es ein Anliegen des Projekts, die Familien in den örtlichen Gemeinden für die negativen Folgen von Kinderarbeit im Kaffeesektor zu sensibilisieren. Lehrkräfte, Eltern, Gemeindemitglieder, etc. werden auf diesem Wege zu aktiven Fürsprecherinnen und Fürsprechern der Kinder gegen Kinderarbeit. Diese können in konkreten Fällen intervenieren und Eltern wie Kinder dazu ermutigen, die Schulbildung wieder aufzunehmen.
Aus diesem lokalen Kontext heraus soll ebenfalls ein freiwilliger Pakt zwischen Kaffee produzierenden Farmen, Kommunalverwaltungen sowie dem Arbeits- und Bildungsministerium gefördert werden, um die Prävention von Kinderarbeit auch auf überregionaler Ebene voranzutreiben. Das ist ein weiterer wichtiger Ansatz, um Kaffee ohne Kinderarbeit möglich zu machen.