Patenreise: „Die beste Entscheidung unseres Lebens“
Anja Eich-Röder und ihr Mann Bernd Röder sind seit sechs Jahre Paten eines Mädchens in Eswatini (ehemals Swasiland). Jetzt wurden die beiden durch ihr Patenkind zu „Patengroßeltern“. In unserem Interview berichten sie über die Patenschaft und ihren Besuch vor Ort.
Wie sind Sie Pate und Patin geworden?
Anja: Die Idee für eine Patenschaft hatte ich schon einige Zeit im Kopf, habe sie aber lange Zeit schlummern lassen. Dann habe ich mich mit World Vision in Verbindung gesetzt und die Patenschaft für ein Mädchen übernommen. Jetzt sind wir bereits seit etwa sechs Jahren die Paten von Ntombikayise aus Eswatini.
Wie erleben Sie die Patenschaft?
Anja: Wir hatten von Anfang an einen sehr guten Kontakt. Ntombikayise ist ein sehr fleißiges Mädchen und wir bekommen viele Briefe. Natürlich schreiben wir ihr auch oft. Über diesen regen Austausch freuen wir uns sehr.
Einmal hat sie uns sogar geschrieben, sie fühle sich, als ob sie mit uns noch eine Mutter und einen Vater hätte.
Doch dann hat sich die Lebenssituation Ihres Patenkindes verändert…
Bernd: Ja, wir haben einen Brief bekommen, in dem sie schrieb, dass sie schwanger sei. Zu dem Zeitpunkt war sie 14 Jahre alt! Das war für uns ein Schock. Aber sie hat auch geschrieben, dass die Schwangerschaft nicht geplant war, dass ihr ihre Eltern verziehen haben und dass sie wieder zur Schule gehen wird, wenn ihr Kind auf der Welt ist. Ihre Mutter habe bereits zugesagt, sich um das Kind zu kümmern, damit es zuhause aufwachsen kann.
Was hat das für Sie bedeutet?
Bernd: Für uns war sofort klar, dass wir das Kind zu unserem zweiten Patenkind machen müssen. Zuerst hat uns die Nachricht ziemlich getroffen, zum einen natürlich, weil Ntombikayise noch so jung ist. Zum anderen hatten wir Bedenken, dass der Kontakt abbricht und sie aus unserem Leben verschwindet. Das wollten wir auf keinen Fall. Wir haben uns deshalb überlegt, auch für ihr Kind die Patenschaft zu übernehmen. In einem gewissen Sinn sind wir jetzt Oma und Opa geworden.
Wie kamen Sie zu dem Entschluss, die beiden zu besuchen?
Anja: Gedacht hatten wir schon immer mal, dass es schön wäre, unser Patenkind zu sehen und kennenzulernen, aber so richtig ernsthaft überlegt hatten wir es nicht.
Bernd: Als das Angebot von World Vision kam, da waren wir gleichzeitig elektrisiert und geschockt und hatten natürlich auch Bedenken. Aber dann waren die Begeisterung und die Freude, dorthin zu fahren und sich persönlich kennenzulernen, größer als die Zweifel und wir haben zugesagt.
Anja: Auch nach der Anmeldung war es noch ein Wechselbad der Gefühle, aber dann kam wieder ein Brief von Ntombikayise und im Patenportal haben wir sie und ihr Kind gesehen und da wussten wir: Wir müssen da hin.
Wie haben Sie Ihren Besuch erlebt?
Anja: Auf der Terrasse des Gebäudes standen die ganzen Patenkinder, viele hatten die Eltern, ein Geschwister oder die Oma dabei. Wir haben sie schon von weitem gleich erkannt. Beim ersten Blick haben wir gewusst, dass sie Ntombikayise ist. Sie hat so gestrahlt und wir hatten von Anfang an keinerlei Berührungsängste. Ihr kleiner Sohn Ayanda ist schon 14 Monate alt gewesen und während des Besuchs wie an uns festgewachsen. Es war, als wenn wir mit dazu gehörten – und sehr emotional. Wir hatten einen tollen Nachmittag zusammen, der leider viel zu schnell vorbei ging.
Wie haben Sie Ihre Patenkinder empfunden?
Anja: Vor ihnen zu stehen, war die beste Entscheidung unseres Lebens. Es herrschte sofort so eine Vertrautheit zwischen uns, einfach unbeschreiblich.
Bernd: Wir haben gemerkt, dass Ntombikayise durch die Patenschaft Sicherheit und Halt erfährt. Sie ist sehr dankbar, dass sie uns hat und dass wir sie unterstützen. Sie hat auch glücklich gewirkt und sehr ausgeglichen.
Anja: Ich danke World Vision für diese tolle Erfahrung. Mein Mann und ich hätten es ganz sicher bereut, wenn wir nicht hierher gekonnt hätten.