Zum ersten Mal sauberes Wasser
Es war ein ganz besonderer Tag im Leben von Patenkind Isabelle. Der Tag, an dem sie zum ersten Mal Wasser trank – sauberes Wasser, Trinkwasser aus einem Hahn. Das war vor sechs Monaten. „Ich bin jetzt nicht mehr krank. Das saubere Wasser schützt uns vor Krankheiten. Es ist gesünder“, erklärt die 16-Jährige.
Früher holten wir das Wasser aus dem Fluss. Wir waren immer wieder krank.
Thacien erinnert sich noch genau: „Wenn ich meine Hemden im Fluss wusch, waren sie danach grau. Wir trugen das gleiche Hemd einen Monat lang oder länger. Der Kragen sah aus, als wäre er voll Öl, so schmutzig und dunkel war er. Jetzt waschen wir unsere Kleidung jedes Wochenende.“
„Das Wasser aus dem Fluss tranken auch die Tiere und sie badeten auch darin. Wir hatten immer viele Krankheiten durch das dreckige Wasser, besonders die Kinder. Seit wir sauberes Wasser haben, musste keines der Kinder mehr zum Arzt. Und wir sahen noch nie so sauber aus wie jetzt. Wir können uns waschen und sauber bleiben“, ergänzt Vestine, Isabelles Mutter, lächelnd.
Der Wasserhahn ist nur drei bis vier Minuten vom Haus der Familie entfernt. Wasserholen geht jetzt viel schneller und die 16-jährige Isabelle spart damit viel Zeit am Morgen – Zeit, um pünktlich zur Schule zu kommen. Auch hier gibt es jetzt einen Wasserhahn mit sauberem Trinkwasser. Insgesamt versorgt die 6,8 Kilometer lange Pipeline, die World Vision gebaut hat, fast 6.000 Menschen in 14 Dörfern. Dank der Paten der 481 Patenkinder vor Ort konnte die Versorgung mit Trinkwasser in der Region so erfolgreich ausgebaut werden. Grund genug, einmal richtig ausgiebig zu feiern: Mehr als 1.000 Menschen versammelten sich an Isabelles Schule, Reden wurden gehalten und der bekannte ruandische Sänger King James trat auf.
Isabelle ist das älteste von vier Kindern. Sie ist ein World Vision Patenkind seit sie drei Jahre alt ist. Durch die Patenschaft ist nicht nur ihr viel Gutes widerfahren, sondern ihrer ganzen Familie. Vater Thacien hat Kurse im Gemüseanbau besucht und zieht heute Kartoffeln, Karotten, Kohl, Kürbisse, Mais und andere Feldfrüchte. Er hat über Kinderschutz und Kinderrechte gelernt und über Hygiene. Dank World Vision hat die Familie heute eine Kuh, deren Milch Isabelles fünfjähriger Bruder Emmanuel so gerne morgens trinkt und deren Dung auf dem Feld eingesetzt wird.
Isabelle ist ein ausgeglichener Teenager, der gerne lacht. Sie ist sehr gut in der Schule, das gibt ihr Zuversicht für ihre Zukunft. Ihr Pate, mit dem sie regelmäßig schreibt, hat sie in seinen Briefen immer ermutigt, weiter in die Schule zu gehen und zu lernen. Ihre Mutter Vestine sieht, wie gut Isabelle in der Schule mitarbeitet und energisch ihren Plan verfolgt, Ärztin zu werden. „Ich glaube an sie. Sie wird studieren und ihren Abschluss machen und unserer Familie helfen.“ Isabelle macht jeden Tag für mindestens eine Stunde Hausaufgaben. Aber wenn sie nicht lernt, spielt sie gerne Handball oder springt Seil mit ihrer jüngeren Schwester Beatrice.
Das saubere Wasser hat das Leben der ganzen Familie verändert. „Früher mussten sich unsere Mädchen mit schmutzigem Wasser waschen. Jetzt sind sie sauber. Sie sind hübsch. Sie sind schlau. Sie haben Zeit zum Lernen. Sie sind nicht krank“, erzählt der Vater, der sichtlich stolz ist. Wie viele Väter auf der ganzen Welt. Doch er gibt ganz unumwunden zu: „Alles, was wir erreicht haben, haben wir World Vision zu verdanken.“ Dank des Patenschaftsprogramms, das World Vision in dieser Region Ruandas durchführt, konnte vielen Kindern wie Isabelle und ihrer Familie geholfen werden.