So helfen wir Kindern
Ein Sonnenstrahl fällt durch das offene Dach des Ger, einem traditionellen mongolischen Heim, das aus Filz und hölzernem Gittergebälk gebaut ist. Rauch steigt vom Feuer auf, über dem Jargal für sich und ihre Kinder das Essen vorbereitet. Jargals vierjährige Zwillinge, Enkhsaihan and Enkhbaatar, sind mittlerweile gesund und wohlauf. Das ist aber nicht selbstverständlich. „Enkhsaihan wog bei der Geburt nur 1,5 Kilo. Trotz meiner Bemühungen ihn genügend zu füttern, nahm er einfach nicht zu. Ich machte mir schreckliche Sorgen“, beschreibt Jargal die schwierige Zeit.
Sie betrachtet die Zwillingsbrüder liebevoll. Enkhbaatar sitzt friedlich da, aber Enkhsaihan dreht sich im Kreis und zappelt vergnügt. „Er kann keine Minute still dasitzen. Da ist er genauso wie seine Mutter!“ lacht Jargal. Sie und ihr Mann Tsogbaatar leben in einem Armutsviertel von Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Etwa die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren leiden hier an Unterernährung. Sowohl Enkhsaihan als auch sein Zwillingsbruder Enkhbaatar waren als Babys untergewichtig. Jargal wusste nicht, welche Nahrungsmittel gut für ihre Kinder waren.
„Ich hörte auf, Enkhbaatar zu füttern und gab ihm nur noch Milch zu trinken. Ich fütterte nur noch Enkhsaihan, da er noch stärker unterernährt war” erzählt Jargal. Sie fühlte sich zunehmend verzweifelt, als die Zwillinge kaum Gewichtszunahme zeigten. Zum Glück fand sie Hilfe: Daramragchaa Jambaldagva, ein ehrenamtlicher World Vision-Mitarbeiter, lud Jargal zum „Positive Deviance Hearth-Projekt“ ein. Im Rahmen dieses Projektes geben die teilnehmenden Frauen ihr Wissen über verbesserte Kinderernährung, zum Beispiel die Auswahl und Zubereitung von gesunden Nahrungsmitteln, an ihre Freundinnen und Nachbarinnen weiter. Jargal lernte, wie sie mit ihren vorhandenen Vorräten ergänzende Nahrungsmittel für ihre Jungen zubereiten kann.
Schnelle Hilfe dank Sprinkle
Mit diesem Wissen und der Hilfe von „Sprinkle”, einem Spurenelement zur Verbesserung des Nährwertes von Kindernahrung, konnte Jargal schließlich hoffnungsvoll beobachten, wie Enkhsaihan beinahe 300 Gramm in zwölf Tagen zunahm. „Viele Familien hier sind sehr arm. Die Kinder erhalten keine geeignete Nahrung und sie haben gesundheitliche Probleme. Viele Kinder haben die eine oder andere Form von Rachitis; einige von ihnen haben grundlegende Gesundheitsprobleme, da sie keine zusätzlichen Vitamine erhalten“, berichtet World Vision-Mitarbeiter Daramragchaan. „Aber das Projekt hat schon viele Kinder verändert. Viele von ihnen erreichen nach sechs Monaten bis zu einem Jahr Normalgewicht.“
Motiviert durch das positive Erlebnis, meldete sich Jargal als Freiwillige für ein von World Vision durchgeführtes Training. Heute teilt sie ihre Erfahrung und ihr Wissen mit Müttern aus der Nachbarschaft. „Viele Mütter haben dieselben Probleme, die ich auch hatte. Sie wissen nicht, welche Art von Nahrungsmittel sie zubereiten sollen und wie sie ihrem Kind helfen, zuzunehmen. Aus unseren alltäglicher Lebensmitteln kann man einfach zusätzliche, gesunde Kindernahrung zubereiten. Das möchte ich anderen Müttern beibringen!” strahlt Jargal.
Die Teilnehmer des Projekts bringen eigene Nahrungsmittel mit und verarbeiten sie unter Jargals Anleitung. „Manchmal kommen auch Familie, die nichts zu essen dabeihaben. Das ist schwierig, aber ich sage nur, dass sie sich nicht sorgen sollen; nur zusehen und lernen. Nächstes Mal haben sie dann ja vielleicht die Möglichkeit, selber Essen für die Kinder zuzubereiten.“
Jargal blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich wünsche mir sehr, dass meine Kinder eine Ausbildung erhalten und gesund sind. Und ihr ganzes Leben lang sollen sie immer positiv gestimmte Menschen um sich herum haben!“